Starkes Signal für Schweizer Fintech-Branche
Zürich – Starkes Signal für die Schweizer Fintech-Branche: Diese Woche hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma erstmalig zwei Schweizer Blockchain-Finanzdienstleistern je eine Bank- und Effektenhändlerbewilligung erteilt. Der Markteintritt von Seba Crypto AG aus Zug und Sygnum AG aus Zürich dürfte auch jenen Fintech-Unternehmen neuen Schwung geben, die bereits auf dem Markt sind. Crowdlitoken AG, Emittentin einer digitalen Anleihe, welche auf Immobilien alloziert wird, erhofft sich «Erleichterungen».
Das Fürstentum Liechtenstein hat sich dank seiner innovativen Grundhaltung in den letzten zwei Jahren als Fintech-Hub Europas etabliert. So haben sich mehrere Firmen, die auf Digitalisierung in dieser Branche setzen, im «Ländle» niedergelassen, um via FMA-Billigung einen Zugang in den Europäischen Wirtschaftsraum zu erreichen.
Die Schweiz ist drauf und dran, Liechtenstein diese Stellung streitig zu machen. Die Politik, namentlich Bundespräsident Ueli Maurer, sendet als Vorsteher des Eidgenössischen Finanzdepartements schon seit längerer Zeit positive Signale aus. Er will diese Entwicklung fördern, um der Schweiz nachhaltig Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern. Auch wenn die FINMA unabhängig entscheidet, so ist ihr diese Woche kommunizierter Entscheid eine logische Folge davon. Die Zulassung von zwei Schweizer Krypto-Banken ist ein extrem starkes Zeichen. Die Schweiz ist erwacht.
Seba und Sygnum beleben die Fintech-Branche
Die Finma manifestiert damit ihren Willen unmissverständlich, dass sie neue Technologien zulassen will. In ihrer offiziellen Mitteilung vom 26. August schreibt sie, dass sie das innovative Potential neuer Technologien für die Finanzmärkte anerkenne und sie die geltenden finanzmarktrechtlichen Bestimmungen unabhängig der zugrundeliegenden Technologie anwende. «Blockchainbasierte Geschäftsmodelle dürfen aber nicht den bewährten regulatorischen Rahmen umgehen», ist in dieser Mitteilung zu lesen. «Dies gilt insbesondere bei der Anwendung der Regeln zur Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung, wo die Anonymität erhöhte Risiken mit sich bringt.»
Für Anbieter von digitalen Produkten, welche bereits auf dem Markt sind, ist der Markteintritt von Seba und Sygnum ein sehr gutes Zeichen. Lidia Bolla, Chief Strategic Officer der Crowdlitoken AG, erklärt es folgendermassen: «Die Schweiz positioniert sich damit noch stärker als Vorreiterin für digitale Geschäftsmodelle im Finanzmarkt. Die neuen Banken wurden seriös und solide aufgebaut – ganz schweizerisch. Gemeinsam mit den Regulierungsbehörden schaffen wir es so als gesamte Industrie, die Ära einer nachhaltigen, digitalen Finanzwelt einzuläuten.»
Crowdlitoken hatte vor vier Monaten verkündet, dass ihr Vertriebsprospekt von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein FMA gebilligt wurde. Die Finma hat kurz darauf bestätigt, dass das Liechtensteiner Fintech-Unternehmen keine weiteren Genehmigungen für den Vertrieb ihrer Security Tokens – kurz CRT – in der Schweiz benötige.
Im Anmeldeprozess zum CRT-Kauf, der übrigens komplett online abgewickelt werden kann, ist ein Identifikationsprogramm – der sogenannte KYC-Prozess (Know Your Customer) – integriert. Dieser ist sehr kompakt und wird umfangreicher, je höher die Investitionssumme des Kunden ist. «Wir geben ein Finanzprodukt aus, das umfangreichen regulatorischen Anforderungen unterstellt ist.», streicht Lidia Bolla heraus. «Bislang mussten wir uns in Verkaufsgesprächen bei qualifizierten Investoren, Vermögensberatern oder Familiy Offices jeweils deutlich von ICO’s und Kryptowährungen abgrenzen.»
Lässt sich Skepsis in Optimismus wandeln?
CRT verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Gemäss den (eigenen) Vorgaben, die im gebilligten Vertriebsprospekt nachzulesen sind, sollen innert sechs Monaten 45 Millionen Tokens verkauft werden, was einem Betrag von 37 Millionen Franken gleichkommt. Im Moment läuft die erste Phase, wo der CRT mit einem 25%-Rabatt, also für 75 Rappen, erhältlich ist. «Damit Investoren unser digitales Produkt zeichnen, braucht sie Innovationsfreude und ein bisschen Mu», fasst Bolla zusammen und bemerkt, dass sie die vielen Vorteile durchaus sehen. Der CRT-Anleger profitiere von einem massgeschneiderten Immobilienportfolio, habe volle Flexibilität und Handelbarkeit, Sicherheit und Transparenz. Kleininvestoren seien ab 100 Franken dabei, qualifizierte Investoren profitierten zudem von einer ISIN-Nummer – und alles bewege sich im regulierten Rahmen, so Lidia Bolla.Sie ist überzeugt, dass die Skepsis für neue Finanzanlagen mit dem Eintritt von Seba und Sygnum zurückgehen wird. «Es ist verständlich, dass ein Kunde innovativen Formen skeptisch gegenübersteht. Ich rechne aber damit, dass das Vertrauen in Blockchainbasierte Dienstleistungen immer grösser wird – wir werden Erleichterung spüren.» (mc)
Quelle: moneycab am 30.08.2019